
Lichtexperten sind sich einig, dass blendfreies Fernlicht den größten Fortschritt der Lichttechnik der vergangenen Jahrzehnte darstellt. Der Vorteil liegt darin, dass stets so viel Licht wie möglich auf die Straße kommt. Dagegen taucht herkömmliche Abblendlicht große Teile der Fahrbahn und seiner Umgebung ins Dunkle, wenn beispielsweise ein Auto entgegenkommt. Blendfreies Fernlicht spart im gleichen Fall nur das Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn vom Anleuchten aus; die eigene Fahrbahn und ihr Rand werden voll beleuchtet. Das Ganze funktioniert natürlich auch umgekehrt. Ein Vorausfahrender wird nicht geblendet, die Gegenfahrbahn aber gleichzeitig hell gehalten.
Wohin Licht darf und wo es blenden würde, stellt eine Kamera fest und steuert die Scheinwerfer entsprechend. In aller Regel sind das heute Matrixscheinwerfer in LED-Technik. Jede Leuchtdiode oder jedes Modul mit mehreren LEDs ist für eine bestimmte Stelle der Lichtverteilung – sprich: der Straße – zuständig. Durch individuelles Ein- und Ausschalten können die entsprechenden Stellen beleuchtet oder abgeblendet werden. Bei Audi, BMW Daimler und anderen so genannten Premiumherstellern gibt es diese Technik schon eine Zeitlang zu kaufen. Für kleine Autos erschien sie bislang zu teuer. Kostentreiber sind nicht nur die LED-Scheinwerfer. Die Kamera, passende Steuergeräte und nicht zuletzt die Softwareentwicklung gehen ins Geld.
Pionier in der Kompaktklasse
Schon 2015 wagte es Opel, Matrixlicht in der Kompaktklasse anzubieten. Im Astra war es erstmals in einem Auto dieser Kategorie bestellbar – für rund tausend Euro Aufpreis. Zur Erinnerung: Das ist die Größenordnung des Mehrpreises, der zuvor für Xenonlicht fällig wurde. Bei den Kunden kommt das Angebot offensichtlich an. Europaweit werden rund 20 Prozent der Astras damit ausgeliefert.
Jetzt gehen die Rüsselsheimer Lichtentwickler noch einen Schritt weiter. Das nächste Modell des Corsa wird ebenfalls mit Matrixscheinwerfern und blendfreiem Fernlicht lieferbar sein. Nun darf niemand erwarten, in einem Auto dieses Marktsegments einen Scheinwerfer mit ähnlicher Performance zu bekommen wie ihn die Oberklasse anbietet. Diese unterscheidet sich ja auch in vielen anderen Punkten, zum Beispiel im Preis. Beim Licht zeigen sich die Unterscheide vornehmlich in der Anzahl der LED-Module, die übrigens von Osram kommen. Der Scheinwerfer des Corsa verfügt über weniger davon als größere Fahrzeuge. Jedes muss folglich einen größeren Teil der Straße bedienen als es jene Modelle mit mehr Modulen tun. Ist im Bereich eines Moduls ein anderer Verkehrsteilnehmer, wird der ganze entsprechende Teil der Lichtverteilung abgedunkelt. Die Experten sprechen von einer etwas gröberen Auflösung.
Viel mehr Lichtverteilungen
In der Praxis ergibt sich dennoch eine Vielzahl von unterschiedlichen Lichtverteilungen, die je nach Verkehrssituation in Sekundenbruchteilen automatisch geschaltet werden. Zur Erinnerung: Konventionelle Scheinwerfer haben nur zwei, Abblend- und Fernlicht. Die muss zudem in aller Regel der Fahrer manuell wählen. Und allzu oft fährt er deshalb überwiegend mit Abblendlicht. In Mitteleuropa liegt der Anteil des Fernlichts bei unter fünf Prozent. Beim blendfreien Fernlicht steigt er auf 60 – ohne dass es jemanden blendet. Dies allein zeigt den großen Sicherheitsgewinn der Technik.
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Die Matrixscheinwerfer des neuen Corsa haben weniger LED Module und damit geringe Auflösung beim Ausblenden. Bedeutet dies, dass auch die Lichtstärke, die auf die Straße kommt im Vergleich zur Oberklasse geringer ist, oder haben die einzelnen LED Module beim Corsa eine höhere Lichtleistung?