Mut zur Farbe!

Farben haben historische Bedeutungen, sie wecken Emotionen, sie erregen Aufmerksamkeit, sie kaschieren. Wer sich ein Auto kauft und sich bewusst für eine Farbe entscheidet, wird dabei von seinem Inneren gelenkt. Unter den vergangenen Artikeln habt ihr ab und an erzählt, dass ihr bei einem Gebrauchtwagen farblich nicht so genau hinguckt. Wenn es sich bei euren Autos aber nicht um den Kombi handelt, der nur Arbeitstier ist und wegen des Wiederverkaufswerts zeitlos sein sollte – dann präsentieren wir euch farbliche Erkenntnisse. Die sind nicht wissenschaftlich und gelten nicht für jeden Einzelnen – aber vielleicht erkennt ihr euch oder Freunde wieder? Kurz vor Ende der Serie werden wir noch einmal speziell: Orange! Man sieht es wieder. Und zwar immer öfter.

Untergang und Auferstehung der Farben

In den 70er-Jahren, als man den grauen Muff der Nachkriegszeit, des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders endlich ablegen wollte, war Orange ein ganz „normaler“ Autolack. Genau wie Gelb oder Grün, damit passten sich die Kraftfahrzeuge der Umgebung an und schwammen mit im bunten, überzogenen Farbreigen des Geschmacks der reifenden Blumengeneration. Fast alle diese bunten Tupfer wurden in den 80ern peinlich berührt gegen dezente Farben oder schlimme dunkle Metalliclackierungen ausgetauscht. Die Computer- und Neongeneration wollte kein Bunt. Bunt war albern. Spätestens ab den 90ern war ohnehin keine klare Farblinie mehr über einen längeren Zeitraum zu erkennen. In den vergangenen Jahren hat sich mit der geänderten Einstellung zum Auto auch wieder der Geschmack für die Farbauswahl geändert. Viele vor allem kompakte, sportliche Fahrzeuge sind kein Statussymbol, aber Vorzeigeobjekt der Lifestyle-Generation. Genau wie die Smartphones und Computer heute nicht mehr mausgrau sind, werden auch die konnektiven Kleinwagen wieder bunt. Schrill. Fröhlich und trotzdem cool.

Ausbruch aus dem Alltag?

Orange ist eine freundliche Farbe, lebensbejahend und ausgelassen, sie hebt die Stimmung und signalisiert emotionale Wärme. Sie steht für Geselligkeit und Geborgenheit und markiert einen fröhlichen Ausbruch aus dem grauen Alltag. Der IT-Spezialist freut sich nach einem langen Tag zwischen Motherboards, Kabeln und Routern auf einen Farbklecks am Feierabend. Der Sachbearbeiter entspannt sich nach acht Stunden vor seinem Monitor beim Blick auf sein oranges Auto. Und der Student schaltet den Kopf endlich mal ab, lässt sich von der Farbe wieder aufbauen und schaltet das Radio ein. Orange ist außerdem eine klare Ansage im Zeitalter der irgendwie willkürlich designten Kompaktwagen. Sie fällt auf, ohne zu polarisieren. Sie ist durch und durch positiv besetzt und lässt uns den Moment leben. Om. Kinder lieben ein warmes Orange, und sich jung fühlende Erwachsene bleiben damit vielleicht tatsächlich ein bisschen länger jung.

Alles wird gut, alle sind fröhlich

Sogar medizinisch lassen sich dieser Farbe ausschließlich positive Auswirkungen zuschreiben. Sie wirkt aufbauend und kräftigend und fördert das Bedürfnis nach Genuss und Sinnlichkeit. In der Farbtherapie fördert Orange das Vertrauen und die Lust am Leben. Gehen wir noch einen Schritt weiter, finden wir im asiatischen Raum die Farbe Orange als die höchste Stufe der menschlichen Erleuchtung. Bei so vielen guten und gesunden Nebenwirkungen fragt man sich irgendwann, warum man nicht schon immer ein oranges Auto fährt. Vitale Stärke und Aktivität – kein Wunder, dass heute Lamborghinis Kunden diese besondere Farbe so gern ordern. Alsdenn. Mut zur Farbe. Wer viel Wert auf Aufmerksamkeit (und nicht zuletzt Erkennbarkeit bei jedem Wetter) legt und sich ein bisschen mit der Wahrnehmung seiner Mitmenschen auseinandersetzt, kommt an einem orangen Auto kaum vorbei.

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