Wie weit leuchtet euer Autolicht? 25 Meter? Oder 50? Vielleicht sogar 100 oder weiter? Alle Antworten sind richtig! Aber ohne eine Angabe, wie hell das Licht in der fraglichen Entfernung noch ist, taugt eine solche Information nicht viel.

Selbst ein nur durchschnittlicher Autoscheinwerfer leuchtet viele hundert Meter weit. Jeder kann das beobachten und überprüfen. Die Lichter eines entgegenkommenden Autos sind schließlich schon auf solche Entfernungen zu sehen. Auch strahlen reflektierende Schilder oder Leitpfosten aus jenseits von zwei- oder dreihundert Metern zurück. Ein Hindernis oder gar Mensch auf gleicher Höhe hätte ohne Reflektor aber keine Chance, erkannt zu werden. Dafür kommt in solch großen Entfernungen nicht genügend Licht an.

Die Entfernungs- oder Reichweitenangabe bezieht sich auf jene Stelle, an der die Beleuchtungsstärke auf drei Lux abgefallen ist.

Reichweitenangaben müssen in der Vollversion in etwa lauten: 80 Meter bei drei Lux (lx). So sind denn auch die Informationen von OSRAM und anderen seriösen Lampenherstellern zu lesen. Die Entfernungs- oder Reichweitenangabe bezieht sich also auf jene Stelle, an der die Beleuchtungsstärke auf diesen Wert abgefallen ist. Davor steigt sie bis zum Scheinwerfer an. Dahinter fällt sie schnell ab, aber es kommt natürlich noch Licht an.

Die drei Lux sind nicht willkürlich gewählt. Solche Lichtverhältnisse kann ein Autofahrer nämlich noch sinnvoll nutzen. Entsprechend beleuchtete Hindernisse sind zu erkennen. Nun kommt das Auge aber auch mit deutlich geringeren Beleuchtungsstärken zurecht. 0,25 Lux genügen in jüngeren Jahren zum Zeitunglesen. Bei 0,1 Lux lässt es sich noch ohne halsbrecherische Folgen gehen. Doch der gravierende Unterschied zum Autofahren liegt in der sogenannten Adaption oder Anpassung. Das Auge benötigt etliche Minuten im Dunklen, um sich an die umgebende Dunkelheit zu gewöhnen und entsprechend empfindlich zu werden. Die vollständige Dunkelheit zum Adaptieren gibt es aber beim Autofahren nicht – schon einmal wegen des eigenen Scheinwerferlichts.

Die Angaben beziehen sich stets auf den äußersten Zipfel oder Finger der Lichtverteilung.

Eine Reichweite des Abblendlichts von 80 Metern – um im obigen Beispiel zu bleiben – heißt nicht, dass dort an jeder Stelle der Straße drei Lux vorhanden sind. Die Angaben beziehen sich stets auf den äußersten Zipfel oder Finger der Lichtverteilung. Die ist im Abblendlicht asymmetrisch. Die eigene Straßenseite – die rechte bei Rechtsverkehr – wird viel stärker beleuchtet als weiter links liegende Teile. Am Straßenrand liegt also der Punkt, auf den sich die Reichweitenangabe bezieht. Auf der Seite des Gegenverkehrs darf beispielsweise schon in 25 Metern Entfernung und 50 Zentimetern Höhe nur noch ein Lux ankommen, um Blendung zu verhindern.

Für die Messung des ankommenden Lichts sind teure, hochwertige Messgeräte erforderlich. Irgendwelche Foto-Belichtungsmesser bringen dabei nicht viel. Und die Profis messen dabei eigentlich nicht, was auf der Straße in Lux ankommt, sondern was der Scheinwerfer in Candela abgibt. Doch der Unterschied zwischen der Beleuchtungsstärke in Lux und der Lichtstärke in Candela ist ein Thema für die Physikstunde. Wichtig zu wissen ist nur, dass eines von beiden zu einer seriösen Reichweitenangabe dazugehört.

Kommentieren Sie diesen Artikel

*Pflichtfelder