
Die Grundform von Scheinwerfern an Autos blieb über Jahrzehnte ähnlich und erlebt erst jetzt durch den Einsatz von LEDs eine gestalterische Renaissance. Bei Rückleuchten hingegen hat man sich schon immer gern ausgetobt. Zwischen den 50ern und heute liegen viele Auf- und Abbewegungen in Größe, Form und Funktion. Der Osram Autolichtblog hat sich auf die Reise gemacht und zeigt euch alte, vergessene und neue Lampenformen. Denn auch „ein Rücken kann entzücken“. Das Heck eines Fahrzeugs mit seinen Rückleuchten ist mindestens so charakteristisch wie seine Front. Heute begutachten wir mal eines der 50er-Jahre-Flossenmonster aus Nordamerika – den absolut nicht normkonformen Chevrolet Bel Air aus dem Modelljahr 1959!
Die Dinosaurier aus der Rock’n’Roll-Zeit des amerikanischen Automobilbaus wirken in Europa wie Giganten aus einer unbekannten Parallelwelt. In den 50ern ploppten in den USA am Reißbrett gezeichnete Vorstädte aus dem Boden, Straßen spannten breite Karomuster zwischen die Häuserblocks und Benzin gab es reichlich und billig. Um zwei bequeme Sofas herum wurden Karossen gebaut, die mehr Grundfläche als so manches WG-Zimmer auf den Rädern balancierten. Viel Hubraum wurde durch noch mehr Hubraum getoppt, jährliche Facelifts und immer weiter eskalierende Dimensionen zeigten vor allem eins: Wir sind jemand, und wir zeigen allen anderen, dass wir es wirklich draufhaben. Ende der 50er wuchs diese designte Überheblichkeit wörtlich in den Himmel. Der Chevrolet Bel Air, den viele nur in seiner 1957er-Version als DAS Surfermodell schlechthin in der Vitrine stehen haben, begann mutig damit, die Heckflossen seitlich abzulegen. Und die wundervollen Rückleuchten passten sich dieser Form an.
Auch vor 70 Jahren ging es um den Geschmack der Kunden und darum, anders auszusehen als die Konkurrenz. Man musste den Zeitgeschmack vorhersehen, um erfolgreich Autos zu verkaufen. Parallel zum Erdboden liegende Heckflossen bei einem Volumenmodell, fast wie Flügel, und das im beginnenden Raketenzeitalter! Das war gewagt. Fast schon frech. Die linsenförmigen Rückleuchten lagen ebenfalls quer und folgten in ihrer Form perfekt den Flossen und der Symmetrie des Hecks. Jede einzelne Rückleuchte hatte dabei schon allein die Dimension eines halben europäischen Kleinwagens. Allerdings war Nordamerika in den 50ern nicht nur groß und verchromt, sondern auch technisch ein Vorreiter. Klimaanlagen, elektrische Fensterheber und Sitze, Servolenkung, automatisch abblendende Scheinwerfer und butterweich schaltende Automaten gehörten fast schon zum guten Ton in einem Jahrzehnt, in dem auf der anderen Seite des Ozeans luftgekühlte Volkswagen rappelten oder knubbelige Ford und Opel ein bisschen unter den Achseln kniffen.
Deshalb mutet es heute fast sexy an, wenn das komplett rote Rücklicht erhaben langsam blinkt, weil das Schiff zum Abbiegen angesetzt hat. Der 1959er Chevy Bel Air ist auf seine Art ein Meilenstein des Designs, wie aus einem Guss, wuchtig und erhaben. Die wenigen beleuchteten Elemente an diesem Auto wurden mit den vorhandenen Mitteln klasse inszeniert. Da sind wir heute bunter und heller, aber der Zeitgeist muss noch immer eingefangen werden, um erfolgreiche Autos zu bauen. Dank LED-Technik ist fast jede Form möglich! Wir sind gespannt, wie die Gestaltung der neuen Modelle weitergeht.
Bleibt neugierig. Und immer dran denken: Bel Air steht nicht für gute Luft, sondern ist ein mondäner Stadtteil von L.A.
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